|
Donnerstag, 19.03.09
Ich hab tatsächlich drei oder vier Stunden geschlafen, als der Wecker klingelt. Das übliche Ritual folgt: Frisch machen, Kaffee kochen und Buchführung. Dann warten wir auf das Frühstück. Draußen ist es immer noch diesig, aber nicht mehr ganz so schlimm wie gestern.
Heute steigen wir auf ein anderes Schiff um, welches uns zu einer nächsten Sehenswürdigkeit bringen wird. Wir fahren durch die drei kleinen Schluchten des Shennon - Flusses. Etwas mehr als eine Stunde sind wir auf einem Nebenfluss des Yangtze unterwegs. Es ist immer noch diesig. Dann haben wir unser Ziel erreicht. Ein Ponton ist quer über dem Fluss festgemacht. Jetzt heißt es wieder umsteigen.
Die Holzboote, mit denen wir nun weiterfahren, gleichen in etwa den aus dem Spreewald bekannten Kähnen. Allerdings gibt es auf diesen Booten vier Ruderer, einen Steuermann und einen Ersatzmann. Zwei davon sind Kapitäne. Zu diesen sechs Männern kommt noch die Reiseleiterin Cindy. Sie hat gerade ihre Schule (Mittelschule, mehr braucht sie nicht (Meinung ihres Vaters, nicht meine!)) beendet und hier Arbeit gefunden. Ihr sehr gutes Englisch (kein Deutsch, was einige aus unserer Gruppe nicht so toll fanden) hat sie sich innerhalb von drei Jahren am Computer selbst beigebracht. Ach ja, von unserer Gruppe sind auch noch 17 Leute und die Reisebegleiterin mit an Bord.
Nun geht es los. Die Ruderer legen sich ins Zeug, als gäbe es kein morgen. Der Ruderstil ist etwas ungewöhnlich, erinnert an Drachenboot fahren. Trotzdem werden wir in der wunderschönen Schlucht von einigen Booten überholt. Egal, der Weg ist das Ziel. Die Schlucht ist nicht sehr breit, ich schätze mal höchstens 30-50 Meter. Und grün. Da aber eine ganze Menge von diesen Booten hier unterwegs sind, fehlt die Ruhe. Dann wäre es perfekt. Nach einer halben Stunde haben wir den Wendepunkt erreicht. Zwei unserer Ruderer steigen aus, um das Boot nun noch ein paar Meter zu ziehen. Früher, als es den großen Staudamm noch nicht gab, wurden die Boote den ganzen Weg getreidelt. Das geht heute wegen des hohen Wasserspiegels leider nicht mehr. Interessant ist es aber alle Male auch auf dem kurzen Stück von vielleicht 200 Metern. Wir wenden. Unsere örtliche Reiseleiterin Cindy beginnt zu singen. Geschickte, aber auch schöne Werbung für die DVD, welche man bei ihr kaufen soll. Ich habe es getan. 40 RMB sind sicher nicht zuviel. Den Gesang beantwortet unsere Reisegruppe mit einem deutschen Volkslied. Naja, schön ist was anderes ... Nach etwa einer Stunde ist die Ruderpartie vorüber.
Nun sind noch ein paar Minuten Zeit, um im angeschlossenen Trödelladen überteuerte Souvenirs zu kaufen. Brauch ich nicht, ich habe meines schon. Die Rückfahrt mit dem Schiff zu unserem Kreuzfahrer dauert auch wieder etwas mehr als eine Stunde. Allerdings ist die Sicht um Längen besser, als auf der Hinfahrt. Pünktlich zum vorzüglichen Mittagessen erreichen wir wieder unser schwimmendes Hotel. Wir werden mit einem feuchten Lappen zum Frischmachen und einer Tasse Tee empfangen.
Mittagsruhe gibt es nicht. Gleich fahren wir in die zweite Schlucht auf unserer Kreuzfahrt, in die Wu-Schlucht. Der Fluss wird hier enger und enger. Auf dem Sonnendeck erzählt uns Jens viele interessante Geschichten rund um die Schlucht und erklärt die besonderen Sehenswürdigkeiten. Bizarre Felsformationen, grüne Hänge und abgelegene Häuser (ich will hier nicht von Dörfern reden). Der absolute Höhepunkt ist ein 6,4 Meter hoher schmaler Stein auf einem Gipfel. Er heißt die Loreley Chinas. Ob der Name treffend oder passend ist, weiß ich nicht. Schließlich befinden wir uns in der Hexen-Schlucht! Lustig ist es aber. Und heiß ist es auf dem Sonnendeck. Die Sonne kommt heute ganz gut durch den Dunst. Wir haben die Wu-Schlucht passiert. In einer Stunde fahren wir durch die dritte und letzte Schlucht. Ich nutze die Zeit, um in unserer Kabine ein Bier zu trinken und die Beine hochzulegen.
16:00 Uhr. Wieder auf dem Sonnendeck. Wir fahren in die kürzeste und engste der drei Schluchten ein. Wir sind in der Qutang Schlucht. Sie ist zwar nur 8km lang, dafür aber auch nur 100m breit und die Felsen an ihrem Ufer erreichen eine Höhe von 1400m. Auch die Vegetation sieht hier irgendwie anders aus. Kann aber auch daran liegen, dass wir jetzt viel näher an den Ufern fahren. Die Sonne beginnt, Feierabend zu machen. Es wird merklich kühler. Nach 20 Minuten ist auch die letzte Schlucht auf unserer Tour Geschichte. Die Zeit bis zum Abendessen vertreibe ich mir mit wohligem Nichtstun. Die anderen sind in der Gesangsstunde. Viel Spaß.
Nach dem Abendessen gibt es heute mal kein Programm. Wir nutzen die Zeit, um in der Bar ein paar Bier zu trinken. Leider kein Tsingtao. Das Bier schmeckt eher wie Mineralwasser, kostet dafür aber 35 Yuan. Macht nichts, ist ja Urlaub. Draußen ist es immer noch angenehm warm und windstill. Und ein paar Sterne sind am Himmel zu sehen. Relativ zeitig ist heute Nachtruhe. Muss auch mal sein.
|
*PLATZHALTER* |